Wieder ist ein Jahr vergangen und ich bin zurück in Tiruvannamalai bei „unseren“ Witwen. Große Wiedersehensfreude herrscht wenn wir uns auf der Straße begegnen. Alle fragen, ob wieder Freundinnen von mir kommen werden. Ja, ab dem 7.1.2012 kommt „meine“ Reisegruppe mit sechs deutschen Frauen an. Die Freude ist auf beiden Seiten groß.
Unser Om Shanthi Hospiz ist von der Tamil Nadu Regierung als öffentliches Gebäude anerkannt worden. Dieser Prozess hat fast ein ganzes Jahr gedauert. Hygiene, Feuersicherheit und Statik wurden amtlich bestätigt und mit schönen Urkunden zertifiziert. Das Datum für den Einweihungsgottesdienst wird nun astrologisch von den Hindu-Priestern bestimmt und von der Anwesenheit meiner Reisegruppe. Es wird der 18.1.2012 sein.
Am 13.1.2012 ist der Beginn von „Pongal“ dem indischen Erntedankfest, dem höchsten, indischen Feiertag und Auszahlungsdatum der Witwenpensionen. Meine Reisegruppe wird 82 Witwen ihren monatlichen Unterhaltsbeitrag von 5 Euro = 250 Rupien auszahlen, dazu wieder neue Bastmatten und dicke Baumwolldecken verschenken. Nachts ist es kalt, ca. 8 – 10 Grad.
Es gibt eine große Überraschung für mich und in diesem Jahr nicht mehr zu übersehen: „Unsere“ Witwen, d.h. die in der linken Reihe vor dem Tor sitzen (sie erhalten seit 2 Jahren den monatlichen Unterhalt von 250 Rupien) unterscheiden sich sehr deutlich von der Reihe von Frauen, die rechts sitzen und sich „nur“ ihr Almosen (Decke und Matte) zu Pongal von Shanthimalai abholen wollen.
„Unsere“ Witwen sind selbstsicher, ruhig und gepflegt. Ihre ganze Erscheinung und Körpersprache ist nach 2 Jahren gesicherter Unterstützung eine andere, als die ihrer Schwestern auf der rechten Seite. Wir haben leider nicht genug Geld zur Verfügung, um auch diese Frauen auf der rechten Seite zu beglücken. Im richtigen Moment erscheint Zarah mit ihrer Reisegruppe. Sie und meine Reisegruppe zücken kurzentschlossen Ihren Geldbeutel und geben, so dass auch die bedürftigen Frauen auf der rechten Seite eine finanzielle Unterstützung von 250 Rupien bekommen.
Ein dickes Danke Schön an dieser Stelle an alle!
Ich möchte an dieser Stelle die Freude des Gebens erwähnen. Für uns alle ist dieser Augenblick der Nähe und Freude mit unseren Schwestern ein Glück, was sich nur erleben und nicht gut beschreiben lässt. Ich weiß, es ist so viel mehr, was wir bekommen, als was wir geben. Da findet eine Heilung auf beiden Seiten (wenn es diese gibt) statt. Wir brauchen unsere indischen Schwestern und sie uns, um unsere volle Kraft und Heilung in dieser patriarchalischen Welt zu spüren.
Am 18.1.2012 wird unser Om Shanthi Old Age Home für alte, heimatlose Frauen, mit meiner Reisegruppe, mit Freunden aus Thiruvannamalai und der Dorfbevölkerung eingeweiht. Nun können 10 Betten belegt werden.