Es ist wieder so weit: Die Reisfelder sind abgeerntet und auf den immer noch grünen Feldern werden die reifen Erdnüsse büschelweise herausgerupft. Damit naht jedes Mal meine baldige Abreise nach Hause. Noch nie ist mir der Abschied so schwergefallen. Es war ein wunderschöner Aufenthalt zum ersten Mal in den neuen Apartments im aufgestockten Om Shanthi Heim in der liebevollen Gemeinschaft von Witwen, Helfern und anderen Hausgästen zu wohnen. Wir waren jederzeit frei, den morgendlichen 6 Uhr Tee zum Aufwachen liebevoll gebracht zu bekommen, an der 7 Uhr Puja vor dem Ganesha-Tempelchen teilzunehmen, anschließend das indische Frühstück mit den Frauen einzunehmen oder was immer uns behagte, zu tun oder zu lassen.
Unsere Witwen haben uns den ganzen Tag in ihre Liebe und Freude eingehüllt. Diese Frauen sind für mich die Großmutter und Mutter, die ich damals hatte, aber nicht genug gewürdigt habe. Jetzt erlebe ich hier diese unglaubliche weibliche, mütterliche Zuwendung, Dankbarkeit und Liebe mit einer Kraft, die ich erstmals bewußt und erstaunt erlebe und dann auch „verdauen“ muß. Dann geschah ein Wunder an mir: Die Anpassung an eine ganz einfache Art zu Sein, ganz im Jetzt und mein eingefrorenes Herz öffnete sich und brauchte keine tamilischen Vokabeln, um sich zu verständigen.
Jeder Augenblick mit diesen wunderbaren Frauen ist ein Geschenk.
Das Erstaunliche ist, dass jeder Besucher/in diese Magie der Liebe empfindet und so sind unsere Kirtan-Konzerte hier im Haus jedes Mal eine Gelegenheit, neue Kontakte und internationale Netzwerke zu knüpfen. Einer unserer Besucher, Jürgen, ist ein begnadeter Fotograf und Filmer. Unsere Frauen haben ihn dazu bewegt, einen Film über den Alltag im Om Shanthi Heim zu drehen. Der Film ist in Youtube unter dem Titel: „Die Kommune der Tamil-Witwen“ zu sehen.
So, jetzt wollt Ihr sicher etwas „Handfestes“ lesen. Gleich nach meiner Ankunft kamen liebe Rotarierfreunde zu Besuch, deren Initiative wir den Bau unserer 4 aufgestockten Apartments zu verdanken haben. Wie Ihr aus vorigen Newslettern wisst, hatten sich die Bauarbeiten wegen Corona und der anschließenden Überflutung mehr als 2 Jahre verzögert. Das Vertrauen unserer lieben Spender hat sich nun in Form von 4 Apartments für Frauen und Kinder in Not realisiert und das Engagement und der Fleiß von unserem Projektpartner Manoharan und Mitarbeiter/innen konnten gewürdigt werden.
Wir haben mit unseren Freunden auch das Zigeunerdorf besichtigt, wo die von Euch gespendeten Früchte- und Medizinbäume, die von der Regierung gebauten Zweckunterkünfte verschönern und den Bewohnern Schatten, Essen und Einkünfte sichern. In der Corona-Zeit sind ganze Alleen voller Bäume in und um die Dörfer herum mit Einbeziehung der Dorfbevölkerung und hier besonders der Jugendlichen gepflanzt worden.
Dann starb im Om Shanthi Heim Kannama langsam. Sie war eine unserer ersten Bewohnerinnen. Es war für uns alle ein Geschenk, sie begleiten zu dürfen auf ihrem Weg in eine andere Dimension. Das von mir damals im dritten Haus erdachte und realisierte „Sterbezimmer“ mit einem „Pflegebett“ und der einzigen im Haus vorhandenen Klimaanlage, stellte sich als komplette Fehlinvestition heraus. Eine Sterbende zu isolieren – welch eine irre Idee hier in Indien! Kannama starb inmitten von uns allen, wie sie immer gelebt hat, und niemandem wäre im Traum in den Sinn gekommen, sie zu isolieren, weil sie stirbt. Der Respekt, die Ruhe und der Frieden mit dem alle Frauen den Tod in ihrer Mitte selbstverständlich willkommen geheißen haben, war für uns alle ein unvergeßliches Erlebnis und Geschenk. Kein Pathos, nur Hingabe und Einverstandensein mit dem, was IST, und große Stille, als es dann geschah.
Sofort als Kannamas Leiche aus dem Haus war, begann das große „Reinemachen“. Ströme von Wasser flossen durch alle Räume, alle Kleidung wurde gewaschen, alle Körper, alle Haare und dann begann das Leben wieder neu.
Die von Euch gespendeten Ziegenpärchen waren Anlass zu einem Einkaufsereignis der besonderen Art. In der Morgen- dämmerung fuhren wir zu einem ca. 30 km entfernten Ziegenmarkt, um die von Euch gespendeten Ziegen einzukaufen.
Unsere lieben männlichen Mitarbeiter aus der Buchhaltung hatten die Wahl zwischen unzähligen hübschen Ziegen. Die 24 ausgewählten weiblichen Tiere wurden dann in einen offenen Transporter verladen und vor unserem Fair-Trade-Laden an 12 vorher ausgwählte junge Witwen und ihre Kinder verteilt. Die Freude auf beiden Seiten, Schenkenden und Beschenkten war so groß, dass auch das Ziegenpippi, in dem wir umhergewatet sind, kein Problem war.
Das Prozedere mit von Euch gespendeten Kühen ist ein anderes: Wir übergeben den Witwen einen Scheck und sie dürfen sich damit ihre Kühe selbst aussuchen und kaufen. Damit sind wir aller Verantwortung enthoben.
Wir haben jedoch beschlossen, nur noch Ziegen zu vergeben. Sie sind widerstandsfähiger gegen Krankheiten und einfacher in der Haltung als Kühe.
Nach 3 Jahren Corona-Pause haben unsere Om Shanthi Witwen und ihre Betreuerinnen erstmals wieder einen „Betriebsausflug“ gemacht. Alle Frauen, die den Anforderungen genügen, sind begeistert ab 7.oo Uhr mit einem angemieteten Bus unterwegs. Diesmal war das Ziel Mahabalipuram, einem Ort am Meer mit uralten Tempeln, die sie alle besichtigt haben. Ein Restaurantbesuch ist das Highlight, Eiscreme und Teepause, sowie Besichtigung ALLER Tempel
Unterwegs ist obligatorisch und von allen erwünscht. Um 21.oo Uhr sind sie zurück und zufrieden bis zum nächsten Jahr.
Die Freude, diesen Ausflug zu spenden, war dieses Mal meine.
Bei unserer Rundreise durch die Dörfer, wo wir viele Empfängerinnen der von Euch gespendeten Kühe besuchten, geschah es, dass wir Zeuge von Malethis Notsituation wurden: Mitten in der Nacht hatte der Blitz ihr kleines Haus in Brand gesetzt, in dem sie mit ihren vier Kindern und ihrer Mutter wohnte. Unser lieber Gast, der uns begleitete, erklärte sich spontan bereit, die benötigten 2.500 Euro für den Neubau ihres kleinen Häuschens zu spenden. Innerhalb von 5 Wochen hat die kleine Familie jetzt ein neues Haus, in dem sie wohnen kann. Dank an alle, die in solchen Situationen spontan zur Hilfe bereit sind.
So werden wir weitermachen mit Eurer lieben Hilfe, denn nur damit können wir diese schöne Arbeit hier tun.
Paulette, meine Freundin, die in USA für uns Spenden sammelt, und ich haben den ganzen Winter über in Facebook berichtet und viele schöne Fotos veröffentlicht. Wir haben dort auch eine Seite: „Om Shanthi e.V.“, wo wir über alles berichten. Vielleicht hast Du ja Lust da mal hineinzuschauen. Ansonsten werde ich mehr Fotos auf unserer Webseite veröffentlichen. Auch auf Instagramm werden wir dank Sabrinas Hilfe hoffentlich bald präsent sein.
Wir brauchen einfach immerzu Deine lieben Spenden. Bitte sei gewiß, dass sie fast vollständig hier in Indien bei unseren Witwen ankommen. Unsere Verwaltungskosten sind sehr minimal. Flug- und Verpflegungskosten etc. werden selbstverständlich von uns persönlich getragen.
Ich danke Euch allen von ganzem Herzen für Eure Hilfe und beständige Unterstützung. Ich wünschte, Ihr alle könntet sehen, welch ein Segen sich durch Eure Spenden hier materialisiert. Alle unsere Besucher und Gäste hier sind sehr begeistert von unserer Arbeit. Vielleicht hast Du ja Lust zu kommen im nächsten Jahr?
Ganz zum Ende meines Aufenthaltes hier haben wir durch spontane, schnelle Spenden von unseren Vereinsmitgliedern unsere alten Toiletten und Duschräume im ersten Om Shanthi Haus sanieren können. Die alten Räume waren in einem schlimmen Zustand und trotz jährliche Putzaktionen von Ilona und mir nicht mehr sauber zu halten. Jetzt flattern viele Schmetterlinge auf neuen, weißen Fliesen durch die Toiletten- und Waschräume und alle Leitungen liegen unter Putz.
Herzlichen Dank allen Spender/innen.
Valli, eine unserer dementen Frauen, hatte leider in den letzten Tagen einen Schlaganfall und wird wahrscheinlich halbseitig gelähmt bleiben. Wir werden sehen, ob tägliche Physiotherapie ihr Hilfe bringt.
Kasturi leidet unter einer Hernie der Bauchorgane und befindet sich im Krankenhaus, wo sie untersucht wird. Ob sie die dringend nötige Operation überstehen kann. Beide sind Notfälle und verursachen Kosten, die nicht in unserem Budget eingeschlossen sind. Auch dafür benötigen wir Deine lieben Spenden und danken Dir sehr herzlich.