
Ihr Lieben alle!
Ich bin wieder zurück aus Indien und freue mich, Euch von meinem Aufenthalt bei den Witwen zu berichten.
Den Kontrast zwischen meiner 1. und meiner 2. Heimat habe ich dieses Mal sehr stark empfunden: Verlassen habe ich Anfang Januar in Deutschland Dunkelheit, Kälte, politische Ungewissheit und Kriegsstimmung und bin angekommen in Wärme, Freude, Farben und dem liebevollen Willkommen von Manoharan und allen unseren Frauen im Om Shanthi Old Age Home. Leider war Paulette dieses Jahr nicht da, weil sie sich um ihre Gesundheit kümmern musste. Es geht ihr jedoch gut und sie betont immer wieder, dass kein Grund zur Sorge besteht.
Mit mir waren wieder Ilona, Bettina und Noémie, eine junge Praktikantin, die mit viel Freude unser Om Shanthi Leben geteilt hat und wie wir alle in Liebe und Fürsorge gebadet wurde.
Unser Heim ist inzwischen nicht nur für mich ein „ Ashram“ geworden (bitte googeln!), sondern auch für die vielen Reisegruppen, die uns inzwischen regelmäßig besuchen und die besondere Art Liebe spüren, die es hier gibt, ein Mysterium, über das ich nur vorsichtig schreiben möchte. Jede unserer 29 Frauen (plus 7 Helferinnen) ist die Verkörperung von unermesslichem erlebtem Leid und ein Beweis, dass es geschehen kann, dieses Leid in Gnade, Dank und Liebe zu verwandeln. Wir und alle Besucher/innen spüren, wie real und heilend das Leben bei uns ist. Unsere Interviews vom letzten Jahr berichten vom Leben unserer Frauen vor Om Shanthi und zeigen, wie es möglich ist, in die Obdachlosigkeit zu geraten. Wir sind dabei, diese Lebensgeschichten in einem kleinen Büchlein zu veröffentlichen. Wenn jemand von Euch Erfahrungen damit hat, bitte bei mir melden. Ich bin dankbar für jede Hilfe!
Das absolute Highlight in diesem Winter war die Eröffnung unserer Om Shanthi Computerschule am 24.1.25.
Sie ist eine Art Leuchtturm der neuen Welt und des Fortschritts in unseren kleinen Dörfern rund um unser Heim. Dazu müsst Ihr wissen, dass unsere Dorf- und Witwenkinder damit jetzt unentgeltlichen Zugang zu digitaler Bildung haben, die sonst nur gegen hohe Kosten von Privatinstituten in der Stadt angeboten wird. Unser hochqualifizierte Lehrerin Amu (Masters in Computerscience) lebt im Nachbarort und unterrichtet unsere Kinder von 16.00 bis 20.00 Uhr nach der Schule. Wir haben 5 Computerplätze, wo jeweils immer 2 – 3 Schüler/innen (meist Mädchen) miteinander alle nötigen Kenntnisse (Word, Excel, e-mail, etc.) täglich erwerben können. Nach 3 Monaten werden sie mit einem Zertifikat abschließen.
(Von 16.00 – 17.00 kommen die 5.- 6.Klässler, von 17.00-18.00 die 7.- 8.Klässler, von 18.00 – 19.00 die 9. -10.Klässler, und ab 19.00 die Collegestudenten/innen.) Ich wünsche, Ihr könntet die Begeisterung sehen, mit der diese süßen Kinder ihre Chance wahrnehmen und fleißig u.a.auch Englisch lernen. Bei besonderen Gelegenheiten haben wir die Gartentür der Schule geöffnet, so dass schon jetzt schöne Begegnungen zwischen der Jugend und den geächteten alten Frauen stattfinden können. Hier geschieht dann unsere Absicht: „Bewusstsein ändern“ fast von selbst.
Unser Om Shanthi Heim blüht und gedeiht unter der beständigen Aufsicht von Manoharan und seinen sieben Helferinnen, die rund um die Uhr unter der Leitung von Kodimalli immer froh und entspannt ihren oft fordernden Dienst tun. INDIRA ist ganz neu bei uns. Sie hat keine Familie, kein Haus und lebte in einer Hausecke draußen. Sie war blind, konnte nicht mehr gehen und anfangs dachten wir, sie wäre auch taub. Eine mitfühlende Seele hatte eine Plastikplane über ihr angebracht. Sie hat nur geschrien, wenn sie Hunger oder Durst hatte und tut dies auch immer noch bei uns Tag und Nacht. Es ist für uns alle sehr beglückend zu erleben, wie ein Mensch auch im hohen Alter noch lernen kann, wenn liebevolle Kommunikation, Hilfe und Kontakt geschieht. Sie lernt jetzt langsam wieder zu gehen, sich zu melden, wenn sie zur Toilette muss. Sie hört uns und antwortet. Sie isst die vierfache Menge und reagiert auf unsere liebevolle Zuwendung. Dank Eurer Spenden kann dies in unserem Om Shanthi Heim geschehen. Bitte unterstützt uns weiter!
Am 8.3. dem Weltfrauentag fand wieder unser jährlicher Betriebsausflug statt. Leider waren nur 13 unserer gegenwärtigen 29 Frauen in der Lage mitzufahren. Aber auch für unsere Helferinnen ist diese Fahrt ein absolutes Highlight und eine Art Belohnung für ihre wertvolle Arbeit. Es wurden 3 Tempel besichtigt und in einem Restaurant zu Mittag gegessen. Die Freude und Erinnerung werden noch lange bleiben.
Bezahlt wurde dieser Ausflug von den Spenden der vielen Besucher/innen und Gruppen, die uns in der Saison besuchen und oft schon während des Jahres mit Konzerten und anderen Events Geld für Om Shanthi sammeln. Dank hier an Euch alle: Regula aus der Schweiz, Marie aus USA, Upahar und Veena aus Italien, Rachel aus Israel, Agathe, Peter aus Deutschland, Dani aus Italien und vielen anderen mehr.
Ihr macht die Saison für uns in Om Shanthi mit Euren Konzerten und Besuchen zu einem andauernden Fest. Wir freuen uns auf Euch im nächsten Jahr.
Herzlichen Dank auch an Dr. Raghuveer Ranganathan, einem Arzt, gebürtig aus Tamil Nadu, der aus Kalifornien kommend unseren Medikamentenschrank prall auffüllte, neu sortierte und sorgfältig in Tamil und Englisch beschriftete. Solche Wunder und Geschenke geschehen immer wieder. Wir sind sehr dankbar! Jetzt sind wir für alle Kleinigkeiten gerüstet, obwohl immer noch die medizinische Versorgung durch das Krankenhaus und unseren Arzt vorrangig ist.
Unser nächstes Projekt steht schon in den Startlöchern: Nachdem wir jetzt nach vielen Versuchen unseren Küchengarten aufgegeben haben, weil er Horden von Affenfamilien anzieht, die unsere Ernte noch am Strauch verspeisen, werden wir unsere kleine Küche vergrößern. Unser ca. 20 m2 große Küche ohne Abzug und Belüftung ist längst zu klein geworden für rund 100 Mahlzeiten und 2 Teesnacks, für Küchengeräte, – utensilien, – maschinen und hygienische Vorratshaltung von Lebensmitteln. Es hat den Anschein, als würden uns unsere alten Freunde, die Rotarier aus Neuss wieder mit diesem Projekt unterstützen. Wir bedanken uns für alle Unterstützung in der Vergangenheit und freuen uns, dass dieser Kontakt immer noch besteht.
Bitte haltet alle die Daumen, dass dies geschieht. Und bitte unterstützt uns weiter wie bisher.
Wir bedanken uns bei Euch allen, die Ihr zum Blühen und Gedeihen unseres Om Shanthi Projekts entscheidend beigetragen habt. Ich würde mir wünschen, dass Ihr alle entweder live oder mit Bildern und Videos sehen könntet, was Ihr mit Euren Spenden geschaffen habt. Wir werden unsere Webseite wieder auf
Vordermann bringen, so dass Ihr dort unsere neuen Fotos sehen könnt. Habt noch ein bisschen Geduld!
Von uns allen herzliche Grüße und Dank, immerzu!
Im Namen von allen
Eure Anna