Witwen in Indien

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Frauen, die in Indien das Schicksal trifft, ihren Ehemann durch Tod zu verlieren, müssen sich von viel, viel mehr als nur einem geliebten Partner und dem Vater Ihrer Kinder verabschieden. Sie verlieren ihre Existenzberechtigung, ihr Hab und Gut und den Kontakt zu ihren Familien. Sie sind von nun an Aussätzige, die man meiden muß.

Die Geschichte:

In der zurückliegenden Vergangenheit hatte die Frau als „ideale Gattin“ ihrem Mann in den Tod zu folgen. Sie wurde bei lebendigem Leib mit seiner Leiche zusammen auf dem Scheiterhaufen verbrannt (Sati).

Diese Praxis ist seit ca. 200 Jahren verboten. Doch es ist nicht auszuschließen, dass dieses Ritual heute noch vollzogen wird. Denn erst 1986 wurde diese Praxis offiziell gesetzlich verboten und unter Strafe gestellt.

Die Witwen heute werden für den Tod ihres Ehemannes verantwortlich gemacht und gelten von nun an als „Unglücksbringerin“. Diese Frauen erfahren ihren sozialen Tod und gelten als sexuell verfügbar für jeden Mann.

Ihre Teilnahme an religiösen Feiern und familiären Festen ist nicht mehr erwünscht. Der Anspruch auf ein Erbe ist nur theoretisch vorhanden.

Eine nochmalige Heirat ist unmöglich, auch wenn sie noch sehr jung ist.

In armen, nicht vermögenden Familien werden die Frauen aufgefordert, das Haus zu verlassen. Falls sie nicht von selbst das Haus der Schwiegerfamilie hinter sich läßt, wird sie nicht selten mit den Worten: “Geh weg und stirb!” aus dem Haus gejagt.

Die alten Witwen, ebenso wie die jungen Frauen, haben in ländlichen Gegenden nicht das Lesen und Schreiben erlernt und haben keinen Beruf. Ihre Situation ist so aussichtslos, dass sie sich verstecken und ihren Selbstmord planen.

Die moderne indische Regierung hat das Problem wohl erkannt und eine kleine monatliche Pension für Witwen ermöglicht. Diese zu bekommen ist jedoch für die Frauen eine unerreichbare Herkulesaufgabe. Schon die Beschaffung der Formulare, Bescheinigungen und Nachweise ist für sie unmöglich. Außerdem verfügen sie über keine finanziellen Mittel, um die hohen Bestechungsgelder zu bezahlen.

In Südindien leben die alten Witwen auf den Straßen. Sie schlafen in den Ecken von alten Tempeln, in Gärten oder Hauseingängen und betteln. Man sagt, dass schon der Schatten einer Witwe, der auf dich fällt, dir Unglück bringt. So leben sie in Isolation und Elend auf den Straßen Indiens.

Ihre Zahl wird auf 33 – 40 Millionen geschätzt.

Sehenswert zu diesem Thema ist der Film “Water” von der Inderin Deepa Mehta. (siehe auch Wikipedia  https://de.wikipedia.org/wiki/Water ).