27 Milchkühe für unsere jungen Witwen – Januar 2022

Wir hoffen, dass Du das neue Jahr gesund und gut begonnen hast und wünschen Dir für den weiteren Jahresverlauf das Allerbeste. Dieses Jahr gibt es erstmals keinen Kalender von Om Shanthi. Niemand durfte im letzten Jahr während des langen Lockdowns einreisen und unsere örtlichen Mitarbeiter/innen in Indien waren vollauf mit der Versorgung der  Menschen beschäftigt.

Wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass Corona-Viren uns noch so lange begleiten würden? Die Situation, die ich im letzten Jahresbrief im Januar 2021 geschildert habe, hat sich nicht wesentlich verändert. Der Lockdown ist nicht mehr so strikt. Doch die Wirtschaft von Tamil Nadu liegt am Boden. Es gab seit März 2020 keine Touristen mehr, so dass unser Fair-Trade Kunstgewerbehandel mit den von den jungen Witwen hergestellten Produkten, stark zurückgegangen ist. Die Preise für Lebensmittel, Gas, Benzin und Rohstoffe sind stark gestiegen. Die Gästehäuser sind leer, Taxi- und Rikshafahrer/innen sind ohne Kunden. Dass Manoharan und sein Team mehrere Male Hunderte von Lebensmittelpaketen mit Reis, Linsen, Öl, Tamarinden, Salz, Pfeffer und Gemüse, sowie Seife, Masken, Bekleidung, Früchte und warme Mahlzeiten austeilen konnte, ist Dir und Deinen lieben Spenden zu verdanken. Wir bedanken uns sehr herzlich dafür und auch für Deine Unterstützung bei der Verteilung der Kunstgewerbeprodukte unserer Witwen zu Weihnachten. Immer noch sind unsere Lager voll. Da wir weiterhin unsere Frauen in Kurzarbeit beschäftigt und bezahlt haben, ohne die Produkte verkaufen zu können. Bitte teile uns mit, wenn Du Möglichkeiten zum Verkauf hier in Deutschland kennst. Die Produkte selbst kannst Du über die Webseite des Arbeitskreises Suedindien e.V. einsehen und erwerben: www.ak-suedindien.de.

Jetzt zu den guten Nachrichten: Glücklicherweise gab es für uns seit März 2020 keine Krankenhaus-Kosten für Corona-Kranke. Niemand von unseren Schützlingen (insgesamt ca. 240 Witwen und 290 Kinder) wurde intensiv oder stationär im Krankenhaus behandelt. Lediglich eine unserer jungen Frauen wurde positiv getestet, heilte ihre milden Erkältungssymptome aber zuhause aus. Auch unsere alten Witwen im Om Shanthi Old Age Home waren und sind wohlauf. Sie vermissen jedoch uns: Besucher/innen, die wir jedes Jahr im Winter mit Musik, Tanz, Spielen, Keksen, Nagellack, Mandalas und allerlei absonderlichen Ideen ihre Om Shanthi Welt auf den Kopf stellen.

Es gibt noch eine gute Nachricht: Unser Om Shanthi Old Age Home wurde von der Regierung als bestes Altersheim im Distrikt von Tiruvannamalai ausgezeichnet. Dieses Gebiet umfasst einen Landkreis von etwa 100 km Radius um unsere Stadt herum. Es sind ca. 3 Millionen Einwohner, die in ca. 1000 Dörfern und 10 kleinen Städten wohnen. Wir freuen uns, dass damit Deine lieben Spenden und die gute Arbeit von Manoharan und unseren tüchtigen Betreuerinnen gebührend gewürdigt wird.

Die Leidtragenden der Pandemie sind besonders die Kinder. Tausende Kinder wurden völlig ausgeschlossen vom Bildungssystem. Sie haben keinen Zugang zum Online-Unterricht. Jede Hoffnung auf Änderung ihrer wirtschaftlichen und sozialen Situation für die Zukunft ist damit erschwert.

Mit unserem geplanten Sponsorship-Programm müssen wir noch ein wenig abwarten, da wir nicht wissen, ob ein neuer Lockdown bevorsteht. (Neuer Virus!?)

Unser Kuhprojekt war und bleibt ein interessantes Experiment: Seit November 2020 konnten wir erstmals 27 Kühe von lieben Spender/innen an unsere jungen, selbständigen Witwen aushändigen, damit sie mit dem Verkauf der Milch den Unterhalt der Familie beträchtlich verbessern können. Da es sich um ein neues Projekt mit lebendigen Wesen (Kühen) handelt, haben wir uns allen eine Eingewöhnungszeit gegönnt, um in Ruhe beobachten zu können, wie die Frauen mit der neuen Situation klarkommen. Ich hoffe, Euch bald einen positiven Bericht geben zu können. Ich melde mich wieder, wenn wir das Projekt fortsetzen. Das Interesse an einer Kuhspende ist überraschend groß.

Unser Bauprojekt (Erweiterung des Om Shanthi Old Age Homes) befindet sich seit Beginn der Corona Pandemie in der Warteschleife. Zuerst hat der strikte Lockdown den Baubeginn verhindert. Dann bescherte der Monsun uns wochenlang einen sintflutartigen Dauerregen, der alle Felder über-schwemmt hat. Der erste LKW mit Baumaterial ist gerade (Anfang Januar 22) im Schlamm stecken geblieben und konnte nicht bis zu unserem Heim vorfahren.

Unser Baumprojekt. Wir haben begonnen eine positive Zukunftsvision zu realisieren: 75 kleine Obstbäume wurden von uns mit Hilfe der Dorfbevölkerung in einem kleinen, abgelegenen Romadorf gepflanzt. Mögen die Bewohner bald Mangos, Chickos, Pomegranaten, Zitronen, Amlas und Guavas ernten und damit ihren Lebensunterhalt verbessern. Eine Ausdehnung des Baumprojekts ist geplant.

Wir sehen ein wenig bedrückt und besorgt in die Zukunft! Ist die Gefahr der Pandemie doch noch immer nicht gebannt. Vertrauen, Hoffnung und liebevolle Rücksichtnahme ist angesagt. Wir hoffen auch im kommenden Jahr 2022 auf Deine liebe Unterstützung und Hilfe um unser Om Shanthi Heim und das Leben der Witwen und Kinder ein wenig leichter zu machen. Wir danken Dir sehr für Deine fortwährende, treue Hilfe. Bleibe gesund und erlebe ein glückliches und friedvolles neues Jahr inmitten von Familie und Freundeskreis. Am 20.1.22 fliege ich, so Gott  (in Tiru ist es Arunachala) will, endlich wieder nach Indien und werde Euch anschließend auf unserer Webseite: www.widowsofindia.de berichten. Ich freue mich sehr, nach so langer Zeit alle Witwen und Freunde und Helfer wiederzusehen. Die Arbeit geht weiter trotz oder mit Corona!

Herzliche Grüße von allen Witwen, Helfern, Mitarbeitern und Vereinsmitgliedern

Anna Etter (1. Vorsitzende des Om Shanthi e.V.)